Ceau toata lumea,
zuerst einmal tut es mir leid, dass ich so lange nicht mehr geschrieben habe, es war einfach zu viel los und der Februar war auch zudem noch der bisher schwierigste Monat meines Auslandsjahres, aber inzwischen geht es wieder aufwärts und auch wenn es grundsätzlich ein eher durchwachsener Monat war, gab es zwei Wochenenden, die mir auf jeden Fall als zwei der vielen Höhepunkte meines Austausches in Erinnerung bleiben werden: einmal ein Wochenende mit meiner Gastmutter und meiner Gastschwester in Bukarest und die Woche danach das YFU-Mittelseminar, das auch in Bukarest stattgefunden hat.
Alle Rumänen, denen ich erzählt habe, dass ich nach Bukarest fahre (das in rumänisch übrigens Bukurescht ausgesprochen wird), haben mir gesagt, dass es eine ziemlich hässliche Stadt ist und ich mir keine zu großen Erwartungen machen soll, aber für mich hat sich das überhaupt nicht bewahrheitet. Ich war und bin absolut begeistert von Bukarest, es ist eine der schönsten Städte die ich kenne und definitiv die schönste Stadt, die ich bisher in Rumänien besucht habe!
Vor allem das Zentrum ist eine sehr interessante Mischung aus Baustilen aus der Zeit der Monarchie, des Kommunismus und der Moderne, an jeder Ecke steht irgendein historisches Gebäude, wenn man ein bisschen durch die kleineren Gassen läuft, entdeckt man wunderschöne kleine Kirchen oder kleine Shops mit leckerem Essen, es gibt sehr viele Parks, die zwei schönsten Buchläden die ich in meinem Leben gesehen habe (da habe ich mir natürlich gleich ein Buch gekauft XD), überall sind Straßenmusiker, vor jedem Restaurant steht jemand, der einen überreden will, dass dieses Restaurant auf jeden Fall das Beste in der ganzen Stadt ist und man es unbedingt ausprobieren muss (wird auf Dauer etwas nervig, aber es trägt auch zu der besonderen Atmosphäre bei) und es gibt hunderte Museen, von denen ich aber leider nur zwei besuchen konnte, schon alleine dafür muss ich irgendwann zurückkommen.
Als ich mit meiner Gastschwester und meiner Gastmutter nach Bukarest gefahren bin, sind wir im Nachtzug gereist, da die Reise mit rumänischen Zügen mehr als zehn Stunden dauert, und auch wenn ich nicht sagen kann, dass ich besonders gut geschlafen habe, war es auf jeden Fall eine großartige Erfahrung:)
Wir sind Freitags früh am Morgen angekommen, mittags haben wir dann unsere Ferienwohnung bezogen (die ersten drei Stunden hatten wir bedauerlicherweise kein Wasser und ich musste sehr dringend aufs Klo aber die Wohnung war sehr schön XD) und abends habe ich mich dann noch mit einem anderen Austauschschüler aus Deutschland, der in Bukarest wohnt, getroffen und er hat mir ein wenig das historische Zentrum gezeigt. Am nächsten Tag hatte meine Gastschwester ein Vorstellungsgespräch für eine Uni, also bin ich mit meiner Gastmutter in ein Freilichtmuseum gegangen, in dem Dorfhäuser aus unterschiedlichen Regionen und Epochen mit Möbeln und Handwerksgeräten ausgestellt wurden. Es ist das meistbesuchte Museum in Rumänien und es war wirklich sehr interessant. Außerdem war ich noch in dem Haus von Ceausescu, dem ehemaligen kommunistischen Diktator von Rumänien, was mich wirklich erschlagen hat, noch nie habe ich so viel Luxus auf einem Haufen gesehen und wenn man weiß wie es dem restlichen Volk ging, während Ceausescu in seinem goldenen Badezimmer geweilt hat, bringt einen das schon zum Nachdenken. Abends war ich dann nochmal alleine im Zentrum und am nächsten Tag sind wir schon wieder abgefahren.
Das Mittelseminar hatten wir zusammen mit vier Austauschschülern aus Bulgarien, und es war toll, mit ihnen Erfahrungen auszutauschen und auch die Austauschschüler aus Rumänien wiederzutreffen, wie eigentlich alle YFU Seminare hat auch dieses sehr viel Spaß gemacht und war viel zu schnell wieder vorbei.
Jetzt habe ich schon viel zu viel geschrieben und eigentlich wollte ich noch berichten was sich so in meinem Alltag geändert hat, aber das kommt dann im nächsten Beitrag. Nur soviel, ich habe vor zwei Wochen mit Klettern angefangen, eigentlich wollte ich es nur mal ausprobieren, weil ich auf der Suche nach einem neuen Hobby war, aber es hat mir überraschend viel Spaß gemacht, sodass ich jetzt dreimal in der Woche abends in die Kletterhalle gehe. Erstens macht es unglaublich viel Spaß und man macht schnell Fortschritte, zweitens genieße ich es sehr, dass dort niemand weiß, dass ich ein Austauschschüler bin und niemand auch nur auf den Gedanken kommt, Englisch mit mir sprechen zu wollen, das ist toll und tut meinem Ego ganz gut glaube ich;)
Also, bis zum nächsten Mal, va doresc un weekend placut,
Alina

eine der beiden wunderschönen Buchhandlungen, es gibt auch noch einen Keller und die oberste Etage ist ein Café

Straßenbild der Altstadt in Bukarest

Dorfmuseum in Bukarest

eine der kleinen Kirchen in den kleineren Gassen

goldenes Badezimmer in Ceausescus Haus